Wie wird im Web gelesen und geschrieben?
Das Lesen im Internet unterscheidet sich stark vom Lesen analoger Medien. So zeigen Studien, dass Nutzerinnen und Nutzer den Text nicht horizontal Zeile für Zeile, sondern vertikal von oben nach untern die Inhalte „scannen“. Erst bei spezielleren Schlüsselbegriffen erhöht sich die Auseinandersetzung mit dem Text. Viele lesen oft nur (Zwischen-)Überschriften oder Satzanfänge und brechen häufig ab.
Hieraus folgt, dass das Leseverhalten einem F-förmigen Muster folgt und die Fixationspunkte beim Lesen primär links liegen. Nur beim Treffen auf Schlüsselbegriffe wandert diese Fixation in den rechten Bildbereich. Demnach sollten wichtige Begriffe in der linken Hälfte der Webseite zu finden sein, um Impulse zum Weiterlesen zu setzen. Langer Fließtext sollte vermieden werden, da beim „Scannen“ große Textblöcke nicht erfasst werden. Hierbei ist eine gute Strukturierung des Textes von großer Bedeutung, um Nutzer*innen durch Zwischenüberschriften, Absätze, Aufzählungszeichen oder Bilder immer wieder Fixationspunkte zu geben. Besonders Akkordeon-Elemente sind hierbei sehr hilfreich, um große Textblöcke zu vermeiden.
Eine weitere Möglichkeit zur Schaffung von Leseimpulsen ist das fett Markieren einzelner ausgewählter Begriffe, um diese hervorzuheben. Hierbei sollte keine kursive oder unterstrichene Markierung verwendet werden, da dies nicht ausreicht. Außerdem sollten nicht zu viele Begriffe fett hervorgehoben werden, da dies Nutzer*innen schnell überfordern kann.
Um das „Scannen“ einzelner Texte effizient zu gestalten, sollten Texte so aufgebaut sein, dass sich diese in ihrem Inhalt einer umgekehrten Pyramide ähneln. So sollten die wichtigsten und interessantesten Informationen zu Beginn des Textes stehen, während unwichtigere und „Nice-to-have“-Infos weiter unten im Text angesiedelt sein sollten. Redakteure sollten daher versuchen, möglichst präzise und fokussiert Texte zu gestalten, um Nutzer*innen schnell zu vermitteln, welche Informationen vorliegen.
Es zeigt sich zudem der Trend, dass Nutzer*innen lieber durch eine Seite scrollen als sich durch verschiedene Unterseiten zu klicken. So sind alle Informationen direkt auf einen Blick verfügbar und müssen nicht zusammengesucht werden. Für den Redakteur bedeutet dies, dass nicht alle wichtigen Informationen in den oberen Teil des Textes „gequetscht“ werden müssen, sondern durch eine sinnvolle Strukturierung mit (Zwischen-)Überschriften über die Seite gestreckt werden können. Dennoch sollten Redakteure sich beim Anfertigen von Inhalten fragen: Wird diese Information wirklich gebraucht? Generell sollten Texte kurz und informativ sein, damit lange Fließtexte vermieden werden.
Was sollten Redakteur*innen beachten?
- Scannen statt lesen
- langen Fließtext vermeiden
- strukturierte Texte mit Zwischenüberschriften, Absätzen und Aufzählungen
- Blick folgt einer F-Form
- wichtige Schlüsselbegriffe an den Anfang der (Zwischen-)Überschriften und Texte setzen
- Max. 10 Sekunden entscheiden, ob man auf der Seite bleibt
- Hierarchie der Informationen: wichtige Infos an den Anfang, unwichtigere zum Ende des Textes
- Scrollen, aber nicht zu viel scrollen
- einzelne kürzere Texte auf einer Seite zusammenfassen
- Nutzung von Akkordeons, um viel Text auf einer Seite zu „verstecken“
- Lesen am Bildschirm ist anstrengend
- kurze Texte schreiben
- Fremdwörter vermeiden
- einfache und leicht verständliche Wörter und Sätze verwenden